Erst kam die Coronapandemie, dann die Dürre, zuletzt die Inflation und der Ukrainekrieg mit Versorgungsengpässen: In Afrika verschärfen sich mehrere Notlagen und führen zu einer dramatischen Hungerkrise.
Erst kam die Coronapandemie, dann die Dürre, zuletzt die Inflation und der Ukrainekrieg mit Versorgungsengpässen: In Afrika verschärfen sich mehrere Notlagen und führen zu einer dramatischen Hungerkrise.
Rund 16 Millionen Menschen sind in Ostafrika mit der schlimmsten Dürreperiode seit fast 40 Jahren konfrontiert. Es besteht die akute Gefahr einer Hungersnot. Bereits jetzt stirbt dort alle 48 Sekunden ein Mensch an Hunger. Millionen von Tieren – auf die die Hirtenfamilien für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind – sind verendet, darunter mehr als 1,5 Millionen allein in Kenia. Folglich haben Kinder weniger Zugang zu Milch, was sich negativ auf ihre Entwicklung auswirkt. Nach Angaben von UNICEF sind mindestens 10 Millionen Kinder am Horn von Afrika von der schweren Dürre betroffen. Es wird erwartet, dass im Jahr 2022 etwa 5,7 Millionen Kinder in den Ländern Äthiopien, Kenia und Somalia akut unterernährt sein werden, darunter mehr als 1,7 Millionen schwer akut.
© SOS-Kinderdorf International / Anne Kahura
Da mehrere Regenzeiten in vier aufeinanderfolgenden Jahren ausgeblieben sind, wurden die Lebensgrundlagen vieler Menschen zerstört. Millionen von Menschen leiden außerdem unter Wassermangel. In einigen der am schlimmsten betroffenen Gebiete in Somalia sind die Wasserpreise seit November letzten Jahres um bis zu 72 Prozent gestiegen.
Seit der Coronapandemie steigen die Preise für die meisten Bedarfsgüter. Bereits vor dem Krieg in der Ukraine waren diese auch aufgrund der Dürre, der unterdurchschnittlichen Getreideernten und des Viehsterbens stetig gestiegen. Der russische Angriffskrieg hat die Kosten noch einmal deutlich verteuert. Denn die Unterbrechung der Direktimporte aus der Ukraine und die daraus resultierenden steigenden Preise auf den internationalen Märkten haben die Inflation in Afrika rapide weiter in die Höhe schnellen lassen. So sind etwa in Äthiopien die Kosten für einen Lebensmittelkorb bis zur Mitte des Jahres bereits um 66 Prozent gestiegen – für Hafer und Reis alleine um 71 Prozent. In Burundi kosten Brot und Milch 30 Prozent mehr, so dass sich bedürftige Familien nicht einmal mehr das Nötigste leisten können.
Laut einem UN-Bericht sind ein Zehntel der Weltbevölkerung – bis zu 811 Millionen Menschen – unterernährt. Mehr als ein Drittel davon – 282 Millionen – in Afrika. Die Hunger- und Ernährungskrise auf dem afrikanischen Kontinent gefährdet die Gesundheit und das Leben der betroffenen Menschen. Insbesondere bei Kindern kann Unterernährung fatale Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und führt nicht selten zu schweren Krankheiten bis hin zum Tod. Sie leiden unter chronischer Wachstumshemmung oder Fehlernährung, wenn sie für ihr Alter zu klein sind.
© SOS-Kinderdorf International / Foto: Vincent Tremeau
Im Zuge der Hunger- und Ernährungskrise haben unsere Programme in Afrika ihre Unterstützung für in Not geratene Kinder und Familien erhöht. SOS-Kinderdorf International plant, insgesamt 300.000 Menschen in den am stärksten betroffen Ländern Äthiopien, Kenia, Somalia und Somaliland mit lebenswichtiger humanitärer Hilfe zu erreichen.
Wir unterstützen einerseits Kinder, Familien und Gemeinschaften aus unseren laufenden Programmen und zum anderen unbegleitete Kinder, die von dieser humanitären Krise betroffen sind und die elterliche Fürsorge verloren haben oder davon bedroht sind, sowie ihre Bezugspersonen.
Folgende Krisenmaßnahmen sind in Planung oder werden bereits umgesetzt:
Wir helfen den Menschen und vor allem den Kindern mit unseren zahlreichen Angeboten vor Ort. Es gilt, Qualität und Quantität der Programme trotz der steigenden laufenden Kosten aufrechtzuerhalten und sie angesichts der Krise zu stärken. Die SOS-Familienstärkungsprogramme an unseren Standorten setzen sich in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden dafür ein, notleidende Familien und deren Kinder vor Zerrüttung zu bewahren. Wir leisten Hilfe durch die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln und Hygieneprodukten sowie mit Zuschüssen zu Miet- und Gesundheitskosten. Darüber hinaus leisten wir Berufsberatung, bieten den Betreuungspersonen Aus- und Fortbildungen an und geben Starthilfen zur Existenzgründung, damit Familien ihr Einkommen sichern und ihre Kinder angemessen versorgen können.
Das langfristige Ziel unserer Familienstärkung ist, dass Eltern auf eigenen Beinen stehen und ihre Kinder selbstständig versorgen können. Dazu unterstützen wir Familien bei der Einkommensförderung. Im Durchschnitt betreuen wir eine Familie über eine Dauer von drei Jahren. In dieser Zeit helfen wir ihr beim Aufbau einer Existenzgrundlage, z.B. der Eröffnung eines kleinen Geschäfts, um den Eltern den Weg in die Selbstständigkeit zu ermöglichen.
Wir betreiben Familienstärkungsprogramme in den folgenden afrikanischen Ländern: Äthiopien, Benin, Burundi, Kamerun, Simbabwe und Sudan. Besonders betroffen von der Hungersnot sind unsere Fokusländer Äthiopien und Burundi. Im Jahr 2021 haben 6.339 Kinder, Jugendliche und Eltern in Afrika im Rahmen der Familienstärkung Hilfsangebote erhalten.
Wenn Sie unsere Programme und Hilfsmaßnahmen in Afrika gezielt unterstützen möchten, bitte spenden Sie! Geben Sie als Verwendungszweck „Afrika-Hilfe“ an.
SOS-Kinderdorf
Quellen:
Horn of Africa Drought: Regional Humanitarian Overview & Call to Action von OCHA
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
UNO Flüchtlingshilfe
UN: Weltwasserbericht 2022
Bereits jetzt stirbt alle 48 Sekunden ein Mensch an den Folgen. Auch Nkatiye und ihre Familie haben durch die Dürre alles verloren. Erfahren Sie im Video mehr über Nkatiyes Schicksal.